Erschienen in Titanic, Oktober 2007
Archiv des Autors: KA.GREVE
URLAUB IM KLIMAWANDEL
GUT VERSICHERT
Neulich rief mich mein Versicherungsvertreter an. Ich solle doch unbedingt eine Überspannungsversicherung abschließen, falls ein Blitz einschlägt, wegen dem Computer und so. Seinem Sohn ist da vor kurzem der ganze Rechner flöten gegangen. Vor zwei Jahren sollte ich unbedingt eine Glasversicherung abschließen. Ein umstürzender Baum hatte die Terrassentüren seiner Nichte zerlegt. Letztes Jahr war es eine Unfallversicherung. Seinem Cousin waren gerade beide Arme abgerissen worden. Mannmannmann, die Verwandten meines Versicherungsvertreters leben wirklich gefährlich. Nur gut, dass sie einen Fachmann in der Familie haben.
Erschienen in Titanic, Vom Fachmann für Kenner, September 2007 > Titanic
DIE DRAMATIK DER DINGE | Globen
EHRLICHE WERBUNG
Beim letzten Wochenend-Flanieren lachte mich aus einem hell erleuchteten Schaufenster eine große Werbetafel an: „Nie mehr zu viel bezahlen“. Dass dies kein leerer Werbespruch, sondern eine seriöse, hundertprozentig genaue Prognose war, wurde mir klar, als ich mir den Laden genauer ansah: Es war ein Bestattungsinstitut.
Erschienen in Titanic, Januar 2007 > Titanic
MEHR LUFT
Neulich in der S-Bahn. Zwei Mädchen – nach einigen Unterhaltungsfetzen unschwer als Studentinnen zu identifizieren – unterhalten sich über das Thema ‚Lustige Produkte zur WM’. Die erste erzählt, daß ein findiger Geschäftsmann Tüten mit Stadionluft verkauft. Das versteht Studentin Nummer zwei nicht: „Wie? Luft in Tüten?“ Darauf die erste Studentin: „Ja, die ist irgendwie vakuumverpackt.“ Hoffentlich studieren sie nur Geisteswissenschaften …
Erschienen in Titanic, August 2006
DIE DRAMATIK DER DINGE | Wasserhahn
DIE DRAMATIK DER DINGE | Steckdosen
OFFENBARE OFFENBARUNG
Sommer, Hamburg, Reeperbahn, 18 Uhr: Es ist fast menschenleer, nur der Berufsverkehr quält sich vorbei. Fünf Teenie-Schlampen legen sich am Nachbartisch ab. Ihre Unterhaltung besteht allein aus der Konjugation des Wortes ‚Ficken’: „Ey, Alder, den da hinten will ich ficken.“, „Ob der dich ficken will?“, „Alder, ficken wir den da?“.
Plötzlich unterbricht eines der Mädchen die Grammatikübung: „Ey, neulich kauft meine Mudda ’ne Cola, macht die auf, auf einmal is das Biä!“. Stille folgt, bis die Rudelführerin mit den Worten „Ey, fick dich selba!“ wieder zum Tagesgeschehen übergeht.
Die restliche Unterhaltung geht in der Brandung des Verkehrs unter.
Mal ist es Wasser zu Wein, mal eben Cola zu Bier: Ich versinke in ein stilles Gebet, um Jesus’ Güte zu preisen und seine Zielgruppenorientierung.
Erschienen in Titanic, April 2005
DAUMENKINO
Erschienen in Titanic, März 2005
HeimVORTEIL
Praktische Produkte für ein optimiertes Heim, gemeinsam entwickelt mit Andreas Hansen
Der Alltag hält so manche Tücken bereit, die noch nicht entdeckt wurden – sei es aus Ignoranz oder aus Bequemlichkeit. HeimVORTEIL spürt diese Probleme auf und löst sie, zum Beispiel mit Helios, der Lichtschalterbepuschelung oder Kerberos, dem Bohrlochverschönerer.
(Als vielversprechendes Unternehmen 2004 gestartet, mussten wir 2010 unter dem Druck der Globalisierung die Produktion einstellen. Wir danken allen HeimVORTEIL-Kunden für ihr Vertrauen!)
TORTE ZUM SONNTAG | die CD
Gedanken – gereimt und verdichtet, verlesen und geschichtet – das ist die Torte zum Sonntag. Sie ist der Ausdruck eines Sonntagsgefühls. Die Torte ist sahnig, besinnlich, bizarr und manchmal erschreckend, eben wie ein Sonntag. In 11 Kapiteln beschäftigt sie sich mit lebenswichtigen Dingen wie zum Beispiel Kühlschränken, Zigaretten, Rasenmähern, Blutwurst, Geometrie, Hirschen und Frauenfußball.
Hörbar cremig und ohne Konservierungsstoffe.
Stimmen: Sebastian Erb, Katharina Greve, Eckhart Groh, Holger Lange, Manfred Lehmann, Paul Morf
Musik: Manfred Lehmann
Ton + Produktion: 3-Ton
KREIDEZEIT
Konzept zur kommunikativen Gestaltung des öffentlichen Raums,
gemeinsam entwickelt mit Thomas Egle:
Geneigte Schiefertafeln mit integriertem Kreidespender geben Passanten die Möglichkeit, sich mitzuteilen – und das mit begrenzter Haltbarkeit, denn der nächste Regen schafft Platz für Neues.
Abbildungen © Thomas Egle + Katharina Greve
GENII LOCI – DIE GEISTER DES ORTES
1. Internationales Symposium für bildende temporäre Kunst in Halle (Saale),
Installation im öffentlichen Raum für die Dauerausstellung „tempart“
Die Installation wählt zwei zentrale Kapitel der Architekturgeschichte der Stadt aus und schichtet die grafische Klarheit des Plattenbaus über die ornamentierte Altbaufassade.
Material: Lack auf Hartschaum PVC, Unterkonstruktion Holz
Realisierung 2003, Ausstellungsdauer bis 2008
TORTE ZUM SONNTAG | Hommage an die Geometrie
Drei Hasen
saßen auf dem Rasen,
arrangiert und parallel.
Sie lächelten synchron
und guckten scheel.
In ihrem Lächeln war inkludiert,
dass zu einem unendlichen Punkt
das Nichts implodiert.