NACHLESE | Oje, wenn die Bild über ein Akademie-Gespräch schreibt

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Veranstaltung | Akademie der Künste 2015 | Nachlese | © Marcus MüllerDas Unheil hat sich angedeutet: Kurz bevor ich am Samstag in der Akademie der Künste in Berlin an einem Gespräch über die Folgen des Attentats auf Charlie Hebdo für die Meinungsfreiheit und die Satire teilnehmen sollte, erfuhr ich, dass die Bild-Zeitung vorab einen Kontakt zu mir wollte. Erfreulicherweise hat die Akademie das abgelehnt, die Haltung von deren Präsident Klaus Staeck zu diesem Blatt ist ja hinlänglich bekannt. Aber es verfolgte dann doch eine Bild-Autorin das Gespräch. Leider zitiert Verena Schulemann auch mich in ihrem Text, der am Sonntag bei Bild online erschienen ist. Dazu folgendes:

1. Ja, ich zeichne für die Titanic und halte sie natürlich für das beste und endgültigste Satiremagazin in diesem Land. Ich bin ständige Mitarbeiterin – aber nicht Mitglied der Redaktion. Daher habe ich zu keinem Zeitpunkt im Namen der Redaktion oder der Herausgeber gesprochen, wie die Zitate nahelegen.
Warum mir das wichtig ist: Ich schmücke mich nicht mit fremden Federn. Außerdem kann die Titanic sowieso am besten für sich selbst sprechen.

+++ Aktualisierung 30.03., nach Abhören des Mitschnitts:
An keiner Stelle des Gespräches sage ich im Zusammenhang mit der Titanic „uns“ oder „unsere Redaktion“. Vielmehr weise ich explizit auf mein Verhältnis zum Magazin hin: „[…] ich bin nicht Teil der Redaktion.“ Die mir wörtlich zugeschriebenen Zitate stammen also so nicht aus meinem Munde. +++

2. Das Zitat „Ich finde, man darf als Karikaturist alles. Man darf auch beleidigen, auch Religion beleidigen“, ist vermutlich in etwa richtig wiedergegeben. Wichtig ist mir aber klarzustellen, dass ich nicht mit der Absicht zeichne, Menschen zu beleidigen. Dass sich aber teilweise Menschen sehr schnell beleidigt fühlen, wovon auch immer, muss ich in Kauf nehmen, wenn ich Karikaturen veröffentliche, und davon darf ich mich auch nicht einschränken lassen. Dieser feine Unterschied ist mir wichtig.

+++ Aktualisierung 30.03., nach Abhören des Mitschnitts:

Das Zitat stimmt (bestenfalls) sinngemäß. Ich sprach von Satire und nicht von Karikaturisten: „Ansonsten würde ich ihm [Klaus Stuttmann] natürlich Recht geben: [Satire] darf alles.“ Den Punkt mit der Beleidigung habe ich an zwei Stellen in der Diskussion näher erklärt. Zuerst auf einen Einwurf von Til Mette hin, dass er nie die Absicht habe, jemanden zu beleidigen. Ich sagte darauf: „[…] du implizierst ja aber eigentlich, dass du jemanden beleidigst.“ Und in einem anderen Redebeitrag sagte ich: „[…] Religionen thematisieren, dass sie sich am Ende beleidigt fühlen, das steht mir frei.“ Kurzum: Es gilt meine Erklärung von oben zu meiner Absicht und das wörtliche Bild-Zitat ist nicht korrekt. +++

3. Für Fakten-Freunde:
a) Das endgültige Satiremagazin heißt „Titanic“ und nicht „Titatnic“, wie Frau Schulemann schreibt.
b) Mein Vorname ist „Katharina“ und nicht „Kathatina“.
c) Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, der an diesem Abend einiges auszuhalten hatte, heißt auch für die Bild „Mazyek“ und nicht „Mazeyk“.
d) Von der Bühne aus habe ich keinen „Tumult“ gesehen.

Demnächst auf diesem Bildschirm:
Sobald ich ihn habe, höre ich mir den Mitschnitt des Gespräches noch einmal an und erzähle dann hier brühwarm, ob die Bild mich tatsächlich richtig zitiert hat. Aus der Erinnerung habe ich da meine Zweifel.

PS: Ich verlinke nicht auf die Bild-Zeitung. Googelt’s halt.

+++ Aktualisierung am 30.03., nach Abhören des Mitschnitts:
Fazit: Wie es in der Natur so einer Diskussionsrunde liegt, ergibt das gesprochene Wort kein geschmeidiges Schriftdeutsch und ich habe auch den einen oder anderen Gedanken nicht sauber formuliert. Viel schlimmer für die Bild-Zeitung ist aber offenbar, dass es deshalb manchmal an knackigen Zitaten mangelt. Die hat sich die Autorin in meinem Falle durch Verfälschung und Verknappung hingebogen. Wenn ich es schon nicht verhindern kann, namentlich in diesem Medium aufzutauchen, möchte ich diese Punkte gerne klarstellen. +++

Kategorie: VERANSTALTUNG | Schlagwörter: Gesellschaft, Kultur, Medien, Politik, Religion, Titanic,